
Energiewende im Würgegriff: Wie „Phantomspeicher" Deutschlands Stromzukunft gefährden
Die deutsche Energiewende steht vor einem paradoxen Problem: Während Batteriespeicher als unverzichtbarer Baustein für die Stabilität unseres Stromnetzes gelten, entwickelt sich gerade ihre massenhafte Anmeldung zu einem gewaltigen Hindernis. Was als „Batteriespeicher-Tsunami" begann, entpuppt sich zunehmend als Luftschloss aus Papieranträgen – mit verheerenden Folgen für echte Projekte und die Energiesicherheit unseres Landes.
Wenn aus Hoffnungsträgern Hindernisse werden
Im sachsen-anhaltinischen Zerbst zeigt sich, wie es funktionieren könnte: Auf 41 Hektar entstand hier ein gewaltiger Solarpark mit 88 Lithium-Ionen-Batteriespeichern, die Strom für 14.000 Haushalte speichern können. Der norwegische Betreiber Statkraft demonstriert damit, was technisch möglich wäre – wenn die Bürokratie nicht im Weg stünde.
Denn die Realität sieht düster aus: Ende 2024 verfügte Deutschland über gerade einmal 3,2 Gigawattstunden Speicherkapazität. Gleichzeitig türmten sich bei den Netzbetreibern Anträge für über 10.000 Projekte mit einer theoretischen Kapazität von 661 Gigawattstunden. Amprion-Chef Christoph Müller schätzt, dass die Anmeldungen mittlerweile sogar das Doppelte erreicht haben könnten. Ein groteskes Missverhältnis, das die wahre Misere offenbart.
Das perfide Spiel der Spekulanten
Was steckt hinter diesem Wahnsinn? Die Antwort ist so simpel wie erschreckend: pure Spekulation. Investoren melden Projekte an, ohne auch nur die geringste Absicht zu haben, sie jemals zu realisieren. Sie sichern sich lediglich die Option für den Fall, dass sich irgendwann einmal ein lukratives Geschäft ergeben könnte. Manche beantragen gleich mehrere Standorte für dasselbe Projekt, andere handeln sogar mit den Genehmigungen wie mit Aktien.
Diese „Phantomspeicher" oder „Zombie-Projekte", wie die Branche sie treffend nennt, blockieren das System. Die Netzbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, jeden Antrag nach Eingangsdatum zu prüfen – ein aufwendiger Prozess, der bei der schieren Masse Jahre dauert. Projekte aus 2025 dürften frühestens 2030 eine Genehmigung erhalten. Währenddessen warten seriöse Investoren mit durchfinanzierten, baureif geplanten Vorhaben in der Warteschlange hinter Luftnummern.
Die fatalen Folgen für die Energiesicherheit
Diese Entwicklung ist nicht nur ärgerlich – sie gefährdet die gesamte Energiewende. Batteriespeicher sind keine Spielerei, sondern systemrelevant. Sie gleichen die Schwankungen von Wind- und Solarstrom aus, speichern tagsüber produzierten Solarstrom für die Abendstunden und puffern windreiche Zeiten für Flauten ab. Ohne sie kollabiert das Konzept der erneuerbaren Energien.
Amprion-Chef Müller bringt es auf den Punkt: Nur etwa jeder dritte Antrag entspricht einem realistischen Projekt. Der Rest ist heiße Luft, die das System verstopft und echte Fortschritte verhindert.
Zaghafter Widerstand gegen das Chaos
Die Netzbetreiber schlagen Alarm und fordern ein Ende des „Windhund-Prinzips", nach dem der schnellste Antragsteller zuerst bedient wird. Stattdessen sollten Qualität und Systemdienlichkeit den Ausschlag geben. Eine saftige Anmeldegebühr könnte zudem Spekulanten abschrecken.
Amprion hat bereits Fakten geschaffen und verlangt 50.000 Euro Bearbeitungsgebühr. Das Ergebnis spricht Bände: 65 Prozent der Antragsteller zogen sich zurück – offensichtlich jene, die nie ernsthaft bauen wollten. Für seriöse Investoren sei dieser Betrag hingegen „kein ernsthafter Betrag", so Müller.
Die neue Bundeswirtschaftsministerin Katharina Reiche (CDU) hat das Problem erkannt und will die Batteriespeicher noch 2025 aus der Kraftwerksnetzanschlussverordnung herausnehmen. Ab 2026 soll eine neue Regelung her, die Genehmigungen nach Qualität und Systemdienlichkeit vergibt. Ob diese zaghafte Reform ausreicht, darf bezweifelt werden.
Ein Symptom des Politikversagens
Die Phantomspeicher-Krise ist symptomatisch für die deutsche Energiepolitik: Gut gemeinte Ansätze scheitern an mangelhafter Umsetzung und fehlender Weitsicht. Während die Politik von der Energiewende träumt, erstickt die Realität in Bürokratie und wird von Spekulanten ausgehöhlt.
Es rächt sich nun, dass jahrelang ideologiegetrieben auf erneuerbare Energien gesetzt wurde, ohne die praktischen Konsequenzen zu durchdenken. Die Bundesnetzagentur verschließt sich bis heute einer klaren Lösung, weil sie sich nicht zutraut, sinnvolle von spekulativen Projekten zu unterscheiden. Eine erstaunliche Bankrotterklärung für eine Behörde, die genau dafür da sein sollte.
Deutschland braucht dringend eine grundlegende Reform des Genehmigungsverfahrens. Klare Kriterien, verbindliche Fristen für die Umsetzung genehmigter Projekte und empfindliche Strafen für Spekulanten müssen her. Andernfalls wird die Energiewende nicht an technischen Herausforderungen scheitern, sondern an hausgemachtem bürokratischem Versagen.
Die Zeit drängt. Während in Zerbst gezeigt wird, was möglich wäre, versinkt der Rest des Landes in einem Sumpf aus Papieranträgen. Die deutsche Energiezukunft darf nicht länger Spielball von Spekulanten sein. Es braucht endlich Politiker, die nicht nur große Ziele verkünden, sondern auch die Kompetenz besitzen, sie umzusetzen. Die bisherige Bilanz lässt wenig Hoffnung aufkommen.
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